Sammlungen und Institute
Archäologische Sammlung
Die archäologische Sammlung der Gemeinde Rommerskirchen kam als Leihgabe 1997 ins Landwirtschaftsmuseum und zeigt Fundstücke eines Bauernhofes aus römischer Zeit. Am südwestlichen Rand des Ortsteils Nettesheim-Butzheim wurden 1987 die Grundmauern eines Gebäudes, der ‚villa rustica’, ausgegraben. Der Bauernhof wurde um 100 n. Chr. erbaut und bestand etwa 175 Jahre lang. Es gab verschiedene Bauphasen. Das Bauverfahren der römischen Zeit unterschied sich deutlich von dem heutigen. Während heute die Mauern auf einer durchgehenden Fundamentplatte hochgezogen werden, fundamentierten die Römer jede Mauer einzeln, einen Keller gab es in der Nettesheimer Villa nicht. Von dem Bauwerk war vermutlich nur der Sockel bis zu einer Höhe von 2 Metern massiv gemauert, die Wände bestanden aus Fachwerk und das Dach war mit Ziegeln gedeckt. Der Säulengang, der Porticus, und zwei turmähnliche Vorbauten an der linken und rechten Seite, die Eckrisaliten, bildeten die Fassade. Ein vor dem Herrenhaus stehender Betrachter blickte auf einen massiven Sockel, der nur von der Eingangstreppe unterbrochen wurde. Umgekehrt hatte der Hausbesitzer von dem Porticus aus einen guten Überblick über sein Anwesen und das Gillbachtal. Das zweistöckige Haus enthielt einen großen Hauptraum hinter dem Porticus, eine Küche mit Herd und Backofen, Nebenräume, Treppenhäuser und ein Bad mit Heiß- Warm- und Kaltbaderaum. Die Räume waren teilweise mit Wandmalereien ausgeschmückt, im Bad gab es Marmor und Stuckverkleidungen. Nebengebäude, wie Scheunen und Stallungen waren mit Sicherheit vorhanden, wurden aber nicht gefunden. In dieser Villa wurden viele Keramikscherben, eine Münze, Bronzen und Glas, Wandmalereien und Haarnadeln aus Knochen gefunden. Vom Rheinischen Landesmuseum Bonn erhielt das Kulturzentrum Sinsteden weitere archäologische Leihgaben aus der Gemeinde Rommerskirchen. Das Highlight sind ein Blei-Sarkophag mit einem männlichen Skelett und ein Steinsarg mit der Brandbestattung einer Frau sowie unterschiedlichen Grabbeigaben aus dem 3. Jahrhundert.
Rheinisches Kaltblut-Archiv
Der Einsatz der Pferde als Zugtiere in der Landwirtschaft begann erst im frühen Mittelalter, als die verbesserte Anspannung mit Kummet oder Sielengeschirren eine effektive Verwendung vor dem Pflug möglich machte. Diese Pferde waren relativ klein, da sie überwiegend als Reitpferde eingesetzt oder vor den Wagen gespannt wurden. Ochsen blieben weiterhin die wichtigsten Zugtiere und wurden erst mit der Züchtung schwerer Ackerpferde ersetzt. Im Rheinland wurden diese Pferde mit Gründung des Rheinischen Pferdestammbuches 1892 gezüchtet. Es sollte „ein kräftiges, gut gebautes, tiefes Pferd kaltblütigen Schlages mit starken Knochen und freien Bewegungen“ sein. Die rheinischen Kaltblutpferde, die aus den Belgiern hervorgegangen sind, waren sehr beliebt und wurden auf Weltausstellungen nach Paris 1900 und Madrid 1926 geschickt. Über die Rheinische Pferdezentrale wurden zahlreiche Versteigerungen durchgeführt, der größte Umsatz war 1941 mit 4.635 Pferden.
Die Ablösung der Tiere durch die Maschine
Die Ablösung der Zugtiere und vor allem der Kaltblutpferde durch Traktoren dauerte in den Industrieländern weniger als 30 Jahre, sie begann in Deutschland bereits vor dem zweiten Weltkrieg und war 1960 abgeschlossen. 1954 wurden die letzten rheinischen Kaltbluthengste in das Landgestüt nach Warendorf gebracht, da mit der Schließung des Landgestütes Wickrath das vorläufige Ende der Rheinischen Kaltblutzucht besiegelt war. 1997 erhielt das Landwirtschaftsmuseum von der Kreiszüchterzentrale als Dauerleihgabe das Kaltblutarchiv des rheinischen Pferdes, das alte Fotografien, Zuchtbücher und die Dokumentation des Rheinischen Pferdestammbuches vom ersten Band von 1895 bis zum 48. Band von 1949 umfasst. Sie interessieren sich für diese Bauweisen? Lesen Sie dazu den Beitrag zu den Rückriem Skulpturen.
Institut für angewandte Hippologie
2003 wurde das Institut für angewandte Hippologie von Volker Raulf und Dr. Cornelia Dreyer – Rendelsmann mit Sitz in Sinsteden gegründet.
Die „Pferd-ologie“
Die Hippologie, das Wissen rund ums Pferd hat viele Facetten. Es geht um Landwirtschaft mit Zucht, Haltung und Fütterung, um Sport mit allen Fachgebieten von der Trainingsphysiologie bis zur Pädagogik , um Medizin von der Kolikoperation bis zur Verhaltensforschung, um Ethik und Kunst. Wissenschaftler zu diesen Themengebieten sitzen deshalb in unterschiedlichsten Fachbereichen, wo sie jeweils ihr Thema Pferd mühsam gegen andere Fachthemen wie Rind und Schwein, Fußball oder Skispringen, Hunde- und Katzenkrankheiten durchsetzen müssen. Der interdisziplinäre Austausch bleibt aufgrund dieser Konstellation häufig auf der Strecke.
Die neuen Nutzen des Pferdes
Mit der Nutzungsänderung des Pferdes vom Arbeitspferd zum reinen Freizeit- und Sportpartner geht eine Strukturwandlung von Pferdehaltung, Pferdebesitzern und der Stellung des Pferdes in der Gesellschaft einher. Hieraus ergeben sich neue Fragestellungen. Zum einen fordert der Tierschutz Antworten ein. Zum anderen geht es um einen Milliardenmarkt, ein nicht zu vernachlässigendes wirtschaftliches Potential, dass fachgerecht bedient werden muss. Ein Schwerpunkt dabei soll sein, die Landwirtschaft als natürlich gewachsene Zucht- und Haltungsstätte von Pferden mit dem ursächlichen Wissen rund um die Tierzucht gegenüber zunehmend fachfremden Gewerbetreibenden und Hobbyisten zu unterstützen und abzugrenzen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der überregionale europäische Austausch zwischen Praxis und Wissenschaft , besonders zwischen Holland und Belgien, den direkten benachbarten Pferdehochburgen. Zentral, im bevölkerungsreichsten und pferdestärksten Rhein-Kreis Neuss, zwischen den Ballungsgebieten Köln und Düsseldorf gelegen, ist das Kulturzentrum Sinsteden in idealer Weise geeignet den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu kommunizieren. Mit seiner räumlichen Nähe zu Holland und Belgien ist eine überregionale Zusammenarbeit denkbar. Viele Vorträge und Seminare mit bekannten Referenten, wie die Dressurreiterin und mehrfache Weltmeisterin Isabel Werth, der Tierarzt Dr. Hambüchen und der Richter Hermann Capell werden für ein interessiertes Publikum angeboten.